Dieses Versprechen wird den Bürger:innen in Deutschland bis heute gegeben. Doch neue Entwicklungen in der demografischen Zusammensetzung der Bevölkerung Deutschlands zeigen, dass dieses Versprechen vermutlich nur schwer eigehalten werden kann.
Das heiß debattierte, potenzielle Anheben des Rentenalters auf 70 Jahre ist jedoch keine adäquate Lösung. Woher die Rentenproblematik kommt, wo sie uns hinführt und wie damit umgegangen werden sollte, schauen wir uns jetzt mal genauer an.
Dass die Rente nicht mehr das ist, was einst versprochen wurde, hängt von multiplen Faktoren ab: Die Bevölkerungsgruppe derjenigen, die in den letzten Jahren aus dem Beruf ausgeschieden sind oder noch ausscheiden werden, ist immens. Die sogenannten „Babyboomer“ hinterlassen nicht nur eine Lücke im Arbeitsmarkt, sondern beanspruchen auch das Rentensystem überproportional. Gleichzeitig stagniert die Geburtenrate – Tendenz sinkend; die Aus- und Eintretenden in das Rentensystem divergieren. Dieses Gefälle hat zur Folge, dass die hohe Rentenlast von weniger Beitragszahlern getragen werden muss. Schon heute zahlt der Bund etwa 100 Milliarden Euro als Zuschuss in die gesetzliche Rentenversicherung, um das System aufrechtzuerhalten. Das ifo-Institut berechnete: Werden die geltenden Haltelinien für Rentenniveau und Beiträge beibehalten, muss der Bund künftig 60 Prozent des Bundeshaushalts für die Rente aufwenden.
Zudem ist das Renteneitrittsalter in der Realität nicht mit dem Renteneintrittsalter auf dem Papier gleichzusetzen. Das gesetzliche Renteneintrittsalter wird momentan stufenweise auf 67 Jahre angehoben; zur Debatte steht sogar die Anhebung des Renteneintrittsalters auf 70 Jahre. Die steigende Lebenserwartung ist jedoch kein überzeugendes Argument. In Wirklichkeit liegt das Renteneitrittsalter bei Männern und Frauen gleichermaßen bei rund 64 Jahren – aus persönlichen, psychischen und physischen Gründen. Sinnvoller wäre es, zunehmend auf die „beschwerdefreie Lebenserwartung“ abzustellen. Diese liegt deutlich unter den festgelegten Grenzen, spiegelt jedoch die eigentliche Rentenrealität wider. Alles in allem würde eine Anhebung des Renteneitrittsalters Altersarmut und soziale Ungerechtigkeit befeuern statt abbauen.
All das führt zu einer Belastung des Rentensystems und des gesamtgesellschaftlichen Zusammenlebens, da Rentenbeziehende mit Rentenbeitragenden nicht mehr in Einklang stehen und die Last auf die junge Generation abgewälzt wird. Auch in Zukunft wird dieses Gefälle weiter zunehmen – zulasten des Systems und der Rente; von Sicherheit kann man nicht mehr sprechen. Es wird Zeit, nach staatlichen Alternativen für das in Schieflage geratene Rentensystem zu suchen. Eine besonders interessante Möglichkeit: Eine in Teilen kapitalgedeckte Altersvorsorge nach Schwedischem Vorbild.
In Schweden gehört die aktienbasierte Altersvorsorge seit 2000 fest zum Rentensystem dazu: 16 % ihres Bruttogehalts zahlen die schwedischen Arbeitnehmer in die klassische, umlagefinanzierte Rente ein. Hinzu kommen 2,5 %, die automatisch und verpflichtend in kapitalmarktbasierte Produkte fließen.
In welche Produkte genau, können die Schweden selbst entscheiden: Mehrere hundert Fonds von privaten Anbietern stehen ihnen dafür zur Auswahl, aber die meisten – derzeit mehr als fünf Millionen Menschen – entscheiden sich für den AP7 Aktienfonds. Wobei „entscheiden“ vielleicht nicht das richtige Wort ist, denn wer sich nicht aktiv für einen der privat gemanagten Fonds entscheidet, dessen Beiträge landen automatisch im staatlichen AP7-Fonds, der deswegen oft auch als „Fonds für Faule“ belächelt wird. Dabei kann sich die Performance des AP7 durchaus sehen lassen: in den vergangenen 20 Jahren erzielte der Fonds im Durchschnitt 11 % Rendite, die laufenden Gebühren sind dabei mit gerade einmal 0,1 % enorm niedrig.
Leider muss man sagen, dass derzeit die Entwicklung in Deutschland in Richtung der kapitalgedeckten Altersvorsorge eingeschlafen ist. Gerade einmal 10 Milliarden Euro will Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) in 2023 für eine im Koalitionsvertrag sehr vage vereinbarte „Aktienrente“ vorsehen.
Das ist natürlich nur ein ganz kleiner Tropfen auf den viel zitieren heißen Stein und wird die Rentenproblematik in Deutschland auch auf absehbare Zeit nicht lösen. Das Rentensystem wird daher weiter in einer systematischen Schieflage verweilen und die daraus resultierende soziale Ungerechtigkeit in den kommenden Jahren gravierende Auswüchse annehmen.
Eure Meinung zu der Frage, ob die Rente sicher ist, ist eindeutig: Bei einer Umfrage mit über 2.100 Teilnehmern haben 89 % von euch erklärt, dass sie davon ausgehen, dass die Rente nicht sicher ist. "Nicht sicher" wurde dabei definiert, dass das eigene Rentenniveau im Vergleich zu heute preisbereinigt nicht absinkt. Eure zusätzlichen Gedanken, weshalb ihr wie geantwortet habt, konntet ihr im Anschluss per Direktnachricht senden. Die häufigsten Antworten derer, die denken, dass die Rente nicht sicher ist, waren:
"Demografischer Wandel"
"Das Rentensystem mit dem Umlageverfahren funktioniert nicht mehr"
"Zu geringes allgemeines Lohnniveau"
Das Problem und die Symptome sind den meisten von euch also bewusst, die potentielle Lösung liegt eigentlich auch auf dem Tisch (siehe Anfang des Newsletters), jetzt bedarf es vor allem den geeigneten politischen Handlungswillen.
Diese Woche gibt es an dieser Stelle keine Buchempfehlung, aber trotzdem eine sehr konkrete Leseempfehlung. Prof. Dr. Hartmut Walz ist Professor für Bankbetriebslehre, Buchautor und anerkannter Finanzexperte, der sich besonders der Aufklärung von Verbrauchern im Finanzbereich verschrieben hat. In seinem Finanzblog behandeln Prof. Walz und etwaige Gastautoren verschiedene relevante Finanzthemen und decken dabei zahlreiche Mythen und Irrtümer auf. Auch zum Thema Rente und privater Altersvorsorge gibt es viele hilfreiche Beiträge. Ich persönlich schaue regelmäßig auf dem Blog vorbei und kann jedes Mal in diversen Bereich etwas Neues dazulernen. Es lohnt sich wirklich, einen Blick hineinzuwerfen!
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Bis nächste Woche,
Simon von InvestScience